In der Masteringabteilung hat das Gespräch mit dem Abteilungsleiter Zbyněk Lébr über Schneidegeräte für Schallplattenmatrizen eine andere Richtung genommen, als erwartet. Es fing damit an, als Pavel Neufus aus dem Musikmuseum in Tábor seine Meinung geäussert hat, dass für Schallplatten aus bestimmten Jahren nicht jede Nadel oder Übertragungstonarm geeignet ist. Damit hat er die Schallplatten aus den 60. Jahren gemeint.
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Zbyněk Lébr stimmt zu, dass bei Überspielen von Schallplatten eine Verzerrung entsteht, wenn ihre Nadel andere Form hat, als das Messer des Schneidegerätes, der die Rillen in die Platte geschnitten hat, die sie gerade hören. Jedoch Zbyněk Lébr ist überzeugt, dass derjenige, der eine Qualitätsnadel benutzt, obgleich SAS Spitze, was eher eine Ausnahme ist, wird auch die Platten aus den 60. Jahren qualitativ gut überspielen können.
„Auch in der 60. Jahren haben die Messer der Schneidegeräte ähnliche Form gehabt, wie die Messer, die auch heute benutzt werden. Oder sogar die gleiche Form, wenn die Platte mit der Lacktechnologie geschnitten ist. Damit will ich sagen, wenn sie eine elliptische Nadel oder eine SAS Spitze kaufen, so werden sie eine minimale Verzerrung auch in den Platten aus der 60. Jahren haben,“ erklärt Zbyněk Lébr dem Pavel Neufus.
Pavel will aber nicht so leicht aufgeben und stellt fest, dass viele Leute leider immer noch Nadel und Tonarme sehr schlechter Qualität benutzen, so dass sie einfach die Platten aus den 60. Jahren nicht in guter Qualität überspielen können.
„Es ist war, dass viele Leute den Preis bevorzugen, aber jeder muss selbst entscheiden, ob er in die Audiotechnik und Zubehör Geld investieren will oder nicht. Wir bemühen uns, das Aufnahmeniveau so zu gestalten, dass es auch denen gut klingt, die die standardsmässige runde oder hochqualitative elliptische Nadel benutzen,“ erklärt weiter Zbyněk Lébr und fügt hinzu, dass die meisten Pressbetriebe auf der Welt auf die gleiche Art und Weise verfahren.
Eigentlich geht es nicht anderes, weil sollten die Pressbetriebe die Werte so verändern, dass man die Platten ohne verzerren mit einfacher Kugelnadel überspielen könnte, dann wird es ein Problem geben, dass denen Kunden, die in teueren Geräten und Zubehär investiert haben, die Platten sehr leise klingen werden.
„Und wenn wir die Qualitätsnadel mit besseren Werten bevorzugen, also die Nadel, die ehnliche Form haben wie das Aufnahmemesser, dann werden wiederum die Leute mit der Kugelnadel zu kurz kommen. Die Platte wird verzerrt klingen,“ fügt Lébr hinzu. Er meint es ist unmöglich, allen ein Gefallen zu tun, dehalb ist es notwendig, einen Kompromis zwischen diesen zwei Möglichkeiten zu suchen.
Die Frage des Geschmacks
Wir fragen Zbyněk Lébl, ob es möglich ist, nach der Tonqualität einer Schallplatte zu erkennen, ob die Grundaufnahme vom Herausgeber in einer digitaler oder analog Form geliefert wird. Er unterscheidet es aber nicht allzu sehr, im Gegenteil, er sagt, dass es hauptsächlich immer auf die Aufnahmequalität ankommt.
„Viele Sachen, die in der 60. 70. 80. Jahren herauskamen waren ganz sicher auf analog band aufgenommen. Auch der nachfolgende Mastering war analog gemacht. Heute, falls jemand einen analog band nur digitalisiert, das Ergebnis wird sehr ähnlich sein. Probleme entstehen vielmehr dann, wenn man versucht, die Aufnahme irgentwie zu verbessern, was oft nur die Frage des Geschmacks ist. Diese Verbesserung muss aber nicht immer der Sache nützlich sein. Davon zeugt auch das Schicksal von vielen remastering Editionen, welche bei den Hörern kein positives Echo haben,“ behauptet Lébr, der jedoch seine eigene Erfahrung dazu gibt.
„Ich habe auch Original-Schallplatte Dark Side of the Moon von Pink Floyd. Habe auch Original CD, remastering CD, habe auch Super Audio CD Aufnahme, das heisst, das ich vier verschiedene Ausgaben habe. Und ich muss sagen, die Super Audio CD Aufnahme, die, glaube ich, zum 30. Jahrestag der Erstausgabe der Platte gemacht worden ist, ist einfach erstaunlich und meiner Ansicht nach die beste. Sie haben die ursprüngliche noch nicht gemischte Aufnahmen genomen und mit modernen Verfahren wieder zusammen gemischt und synchronisiert,“ behauptet Lébr.
Jedoch fügt er hinzu, es gebe eine Menge anderen Reeditionen, die nicht mehr so gut gelungen sind.
„Meiner Meinung nach, der Einfluss von Mastering und des schneidens, welche wir bei uns machen, wird in beträchtlichem Masse überschätzt. Selbstverständlich ist es wichtig, aber was entscheidend ist, wer und was aufnihmmt und wie er es dann vermischt. Das sehen wir auch in der Praxis: wenn wir den Master gut vorbereitet haben, dann brauchen wir beim schneiden das Ding fast überhaupt nicht anzufassen. Und wenn, das ist auch war, solche gibt es heute nur sehr wenig“.
Hauptsächlich laut
Lébr weist auf den Trend hin, den er während der Zeit seiner Tätigkeit in der Branche beobachtet hat.
„Wenngleich sie die CDs von Heute nehmen und vergleichen sie sie mit denen aus den 80. Jahren, so die heutigen klingen viel lauter, aber aus meiner Sicht ist es zu Lasten der Aufnahmequalität,“ erklärt er.
Er behauptet, dass in der letzten Jahren beinahe alle Herausgeber danach streben, dass ihre Aufnahmen meistens laut klingen
„Manchmal komprimiern sie sogar bis auf die Grenze der limitierung voller Digitalebene, so dass, wenn sie sich den Aufnahmesignal in Computer ansehen, sehen sie die erschütterliche Veränderungen und Beschädigungen der Originalaufnahme,“ sagt Lébr. Er meint, dass sowas auch bei Aufnahmen geschiet, wo auf der erste Stelle insbesonderes die Qualität sein soll, weil die Jahre gezeigt haben, dass die Aufnahme war, ist und wird kommerziell erfolgreich sein.
„Und sogar in solchen Fällen passiert es, dass jemand die Aufnahme auf diese Art und Weise vermurkst,“ sagt Lébr, der in dieser Hinsicht auch heute die so oft verfluchten CD Formate verteidigt. Seine Meinung nach, das Problem des momentan schlechten Ruffes besteht nicht so sehr in der Sache selbst, sondern in den Menschen, die damit arbeiten.
„Vielleicht sind es gerade sie, warum heute die schwarze Schallplatte so populär ist. Kein Wunder, denn die Entwicklung der CDs in der letzten zehn, fünfzehn Jahren immer mehr zu einer minderen Qualität führt. Das Pech dabei ist, dass sich solche CD Formate, wie der Super Audio CD nicht durchgesetzt haben, obwohl sie eine Studioqualität bieten“, denkt Lébr.
Auf die Frage, warum es so gekommen ist, anwortet er: „Darüber können wir stundenlang diskutieren. Ob die ungeschickte Geschäftspolitik daran Schuld ist, oder ob es die Absicht der Hersteller war, welche die Auffassung vertreten hat, dass eine Qualitätsaufnahme für den Endverbraucher keine gute Sache ist, weil er es kopieren und nach belieben nutzen kann. Auch in den Internet setzen, so dass weniger CDs verkauft werden. Ich möchte ganz sicher niemanden verdächtigen, geschweige denn überprüfen, aber es ist möglich, dass es seine Rolle gespielt hat“.
MP3 und das Ende
Laut Lébr, bei dem bereits genannten Super Audio CD Format hat auch der Preis eine Rolle gespielt, der so hoch war, dass er von einem Kauf abgeraten hat. Und ein anderes Problem war, auch das Angebot von Titeln in diesem Format verschwindend klein war.
„Das ging Hand in Hand, dann kam das Format MP3 und das war das Ende. Die Leute haben sich daran gewöhnt, Kopfhörer und diverse Überspielgeräte zu benutzen, wo der Faktor einer Qualitätsübertzragung kaine Chance hatte, sich zu äussern“, behauptet Lébr.
Er erwähnt ein bewährtes Faktum, wenn man Musik aus Qualitätsanlage und in einem geeigneten Raum hört, erst dann kann er den Unterschied zwischen digital oder analog Aufnahmen beurteilen.
„Und der Unterschied darin ist tatsächlich vorhanden. Man braucht nur die gleiche Musik nehmen, nacheinander abspielen und beide Aufnahmen vergleichen. Es kommt auf die Lautstärke an, weil das Ohr ein Organ ist, was sich leicht verwirren lässt und leider die Eigenschaft hat, zu ermüden, und nach zehn Minuten hören wir nicht das, was wir am Anfang gehört haben,“ behauptet er.
Pavel Neufus mischt sich wieder in die Debatte ein. Er meint, dass die Schallplatten, hergestellt in der 50. und Anfang der 60. Jahren, den besten Klang gehabt haben.
Zbyněk Lébl sagt dazu: „Ich habe keine Platten aus der 50. Jahren zur Verfúgung, aber seitens der mechanischen Aufnahme gibt es keinen Grund, warum die später hergestellte Platten schlechter sein sollten. Im Gegenteil, die spätere technische Einrichtungen waren qualitativ viel besser.“
Und fügt hinzu, im Laufe der Jahre haben sich die Methoden des Aufnehmens und Vermischens geändert, gänzlich auch die Technik, die vorwärts kam.
„Die heutigen Möglichkeiten, die Digitalaufnahmen anbieten, sind schlicht unglaublich. Sie bieten Sachen an, die früher unmöglich waren. Zum Beispiel ein analog Filter so zu machen, dass es keine Phasenverzerrung hat. Das ging früher nicht. Es geht einfach nicht. Bei Digitaltechnik machen sie so ein Filter, ohne grössere Mühe zu haben.“
Aber auch Lébr gibt zu, dass im Falle Musik geht nicht nur um die Technik.
„Es ist die Frage, ob all die Unvollkommenheiten, die die Analogtechnik mit sich trägt, wie das schwanken und rauschen, den Leuten nicht gefallen, weil wenn sie es bloss nur rein technisch beurteilen, dann spricht alles für die moderne Digitaltechnologie,“ erklärt er und versucht einen geeigneten Vergleich zu nennen.
„Es ist vielleicht ähnlich, als wenn jemand mit einem digitalen Fotoapparat ein Porträt einer schönenen Frau macht. Und dann lässt er die gleiche Frau von einem Kunstmaler porträtieren. Die Mehrheit der Menschen wird sich einig sein, dass das Foto ein treures Bild der Frau bietet, aber die gleiche Merheit wird lieber das Bild von dem Kunstmaler auf ihr Wand zu Hause aufhängen. Ich werde fast sagen, dass es hier um die emotionale, nich nur um die technische Seite geht.“
Und dann, letztendlich, auch Zbyněk Lébl stimmt teilweise dem Pavel Neufus zu.
„Neulich haben wir hier eine Aufnahme aus dem Jahr 1950 gemacht, die war noch mono und es ist ein Faktum, es klang herrlich.“
Pavel Neufus sagt, die Qualitätsunterschiede nicht nur in den Jahren der Schallplatten Ausgabe zu suchen sind, aber auch darin, wo sie herausgegeben waren.
„Zum Beispiel, wenn sie die erste amerikanische Ausgabe von Rolling Stones mit europäischen oder späteren amerikanischen vergleichen, hören sie sofort einen riesigen Unterschied,“ sagt er.
In diesem Zusammenhang erwähnt Zbyněk Lébr, das ihr Betrieb in Loděnice neulich eine Diskografie der Rolling Stones produziert hat, die sehr gut angekommen ist.
„Aber noch einmal, alles dreht sich darum, wie es aufgenommen wird. Wenn bei uns für den Supraphone ernste Musik aufgenommen war, hat sie auch einen sehr guten Ruff gehabt. Die Aufnahmequalität war in der ganzen Welt anerkannt,“ erklärt er.
In dieser Hinsicht stimmt ihm auch Pavel Neufus zu. Er fügt hinzu, auch die sehr anspruchsvollen Japaner sind Fans und Abnehmer von Tschechischen Schallplatten mit ernster Musik. Weiter fügt er hinzu, es ist gut, dass neue Schallplatten gepresst werden, weil die Originale in einem perfkten Zustand preislich immer mehr unerschwindlich sind.
„Wissen sie was, wenn ich noch in der Mittelschule und später auf der Uni war, habe ich mir eine Schallplatte gekauft, auf eine Kassette aufgenommen und von der Kassette angehört. Es war mir Leid, immer die Platte zu überspielen. So dass ich eine ziemlich gut erhaltene Plattensammlung habe,“ lacht Léber.
Aber Verkaufen dem Musikmuseum in Tábor will er sie nicht.
„Dafür habe ich sie viel zu gern,“ sagt scherzhaft mit ernste Miene Zbyněk Lébr.
Karel Kobližka